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Akinbode Akinbiyi: Being, Seeing, Wandering


"Ob in Berlin, Brasília, Durban, Lagos, für seine Straßenaufnahmen erwandert Akinbode Akinbiyi die Metropolen dieser Welt.

Seine Bilder sind visuelle Metaphern, die kulturellen Wandel und soziale Ausgrenzung ebenso thematisieren wie die gesellschaftspolitischen und städtebaulichen Folgen des Kolonialismus. Diese Inhalte versinnbildlicht auch die Langzeitserie 'African Quarter', die seit den 1990er Jahren im Berliner Stadtteil Wedding entsteht.

2024 wird der Fotograf und Autor Akinbode Akinbiyi, der seit 1991 in Berlin arbeitet,

für sein umfassendes Œuvre mit dem Hannah-Höch- Preis ausgezeichnet. In einer Einzelausstellung mit rund 120 Arbeiten werden die zentralen Aspekte seines Lebenswerkes vorgestellt." (Quelle: Berlinische Galerie)


Mathias Reichelt hat für das Feuilleton der Zeitung "Junge Welt" einen interessanten Bericht über die Ausstellung geschrieben. Der Text beginnt mit dem Satz:

"Auf den quadratischen Fotografien von Akinbode ­Akinbiyi scheinen manchmal, zumindest auf den ersten Blick, beiläufige Momente festgehalten worden zu sein. Sie fordern zum gründlichen Studium der Motive auf."

Damit ist schon das Wesentliche gesagt: Hingehen und genau hinschauen!


Beim Besuch der Ausstellung am 19. August hat mich besonders die Serie "African Quarter" beeindruckt. "Akinbode Akinbiyi fotografiert seit den 1990er Jahren in Berlins 'Afrikanischem Viertel'. Zunächst war es ein neugieriges, erkundendes Aufsuchen der Straßen, auf die er über die Bezeichnung des Kiezes aufmerksam geworden war. Dann, ab den frühen 2000er Jahren, begann er schließlich, sich eingehender damit auseinanderzusetzen ..." (Jörder 2024: 126).

"Die Unscheinbarkeit des Alltäglichen in Akinbiyis Serie steht in Kontrast zu der tiefer liegenden historischen Bedeutung, die sich hinter der Benennung des Viertels und seinen Straßennamen verbirgt. Der Stadtteil (...) gilt als das flächenmäßig größte und älteste Kolonialviertel Deutschlands. Diesen Vierteln kann eine dezidiert kolonialpropagandistische Funktion attestiert werden, da durch die Straßennamen koloniale Eroberungen in den Stadtraum eingeschrieben wurden" Jörder 2024: 125). 

Angeregt durch die Fotos in der Ausstellung, wollte ich wissen, ob es in der Stadt Duisburg, in der ich wohne, auch ein solches Kolonialviertel gibt. Das ist tatsächlich der Fall. Eine Bürgerinitiative engagiert sich sehr, um der Öffentlichkeit die geschichtlichen Hintergründe der Straßennamen bewusst zu machen. Ausgerechnet an der "Lüderitzallee" ist eine Grundschule, die nach Adolf Lüderitz (1834-1886), dem Begründer der Kolonie "Deutsch-Südwestafrika" (heute Namibia) benannt ist.

 

Liternachweis: Jörder, Katharina (2024): Akinbode Akinbiyis fotografische Wanderungen durch die Sprachlandschaft des "Afrikanischen Viertels", in: Köhler, Thomas; Reich Katja (Hrsg.): Being, Seeing, Wandering, Leipzig: Spector Books. 


Auf der Website der Berlinischen Galerie sind Audiodateien mit Texten vom Akinbode Akinbiyi zu seinen Fotoserien veröffentlicht. Dort gibt es außerdem die Transkripte dazu.

In der Mediathek von ARTE ist noch bis zum 1. Juli 2025 ein kurzer Filmbericht über Akinbode Akinbiyi zu sehen.

Der Katalog zur Ausstellung ist im Verlag Spector Books zum Preis von 42.- € erschienen.