Das Tieranatomische Theater – Architektur, Wissenschaft und Erinnerung
Am 7. August 2025 besuchte ich das Tieranatomische Theater in Berlin auf dem Campus-Nord der Humboldt-Universität an der Hannoverischen Straße. Bereits bei meinen ersten Besuchen faszinierte mich die klare Linienführung der klassizistischen Architektur und die Atmosphäre des historischen Raums. Mit der Leica M11-P und dem Elmarit-M 2,8/28 mm ASPH hielt ich Impressionen fest, die zeigen sollen, wie Wissenschaft, Geschichte und Aufklärung an diesem besonderen Ort noch heute spürbar werden.
BERLIN-BLOG
Reinhard Mokros
8/17/2025
Das Tieranatomische Theater in Berlin gehört zu den herausragenden Beispielen klassizistischer Wissenschaftsarchitektur in Deutschland. Errichtet wurde es zwischen 1789 und 1790 nach den Plänen Carl Gotthard Langhans’, der auch das Brandenburger Tor entworfen hat. Es ist damit das älteste erhaltene akademische Lehrgebäude der Stadt.
Seine Entstehung ist eng mit der Gründung der Königlichen Tierarzneischule im Jahr 1790 verbunden. Diese Einrichtung war die erste ihrer Art in Preußen und sollte der Ausbildung von Tierärzten dienen, die sowohl für die Landwirtschaft als auch für das Militär von großer Bedeutung waren. Das Tieranatomische Theater bildete das architektonische Zentrum der Schule: Im kreisrunden Hörsaal, nach dem Vorbild antiker Amphitheater gestaltet, fanden anatomische Demonstrationen statt, die den Studierenden praxisnahes Wissen vermittelten.
Der Bau entstand auf dem Gelände der Königlichen Tierarzneischule in Berlin-Mitte, am nördlichen Rand der historischen Dorotheenstadt. Das Areal liegt zwischen Luisenstraße und Invalidenstraße, in unmittelbarer Nähe des Charité-Geländes. Die Lage war bewusst gewählt: Die Nähe zur Charité ermöglichte eine enge Anbindung an die medizinische Forschung, zugleich bot das vergleichsweise offene Gelände vor den damaligen Stadttoren Platz für Stallungen und Freiflächen, die für den praktischen Unterricht in der Tierheilkunde notwendig waren.
Im Laufe der Zeit wandelte sich die Nutzung des Gebäudes. Mit der Auslagerung der veterinärmedizinischen Lehre im 20. Jahrhundert verlor es seine ursprüngliche Funktion, blieb aber als architektonisches Denkmal erhalten. Nach einer umfassenden Restaurierung zwischen 2005 und 2012 dient es heute als Ausstellungs- und Veranstaltungsort des Hermann von Helmholtz-Zentrums für Kulturtechnik. Die neue Nutzung knüpft an die wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung des Ortes an: Präsentiert werden Ausstellungen zu Wissenskulturen, Sammlungen der Humboldt-Universität und Projekte, die die Schnittstelle von Natur, Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft thematisieren.













