Kleistpark
Bei unserem letzten Berlin-Besuch sahen wir im "Haus am Kleistpark" eine Fotoausstellung. Das Gebäude in der Grunewaldstraße wurde 1880 als Königlich Botanisches Museum errichtet und dient heute unter anderem als Musikschule und Kommunale Galerie. Im Anschluss an den Ausstellungsbesuch verbrachten wir bei schönem Wetter einige Zeit im Kleistpark, einem geschichtsträchtigen Ort.
BERLIN-BLOG
Reinhard Mokros
8/31/2025
Der Heinrich-von-Kleist-Park, von den Berlinerinnen und Berlinern meist kurz Kleistpark genannt, liegt im Norden des Ortsteils Schöneberg zwischen Potsdamer Straße und Elßholzstraße. Seine Geschichte reicht bis ins frühe 18. Jahrhundert zurück: Bereits 1718 erhielt die spätere Grünanlage die Bezeichnung „Botanischer Garten“. Ab 1801 entstand hier auf einer Fläche von 7,5 Hektar der erste Botanische Garten Berlins im heutigen Sinne, bevor dieser in den Jahren 1899 bis 1910 nach Dahlem verlegt wurde.
Ein Teil des frei gewordenen Areals wurde 1909 mit einer Radrennbahn bebaut. Doch schon am Tag der Einweihung, am 18. Juli 1909, kam es zu einem tragischen Unglück: Als ein Schrittmacher-Motorrad in die Zuschauertribüne schleuderte und explodierte, verloren neun Menschen ihr Leben, mehr als vierzig weitere wurden schwer verletzt – die schwerste Katastrophe in der Geschichte des deutschen Radsports. Die Bahn wurde kurz darauf abgerissen, und für das Schöneberger Gelände war eine vollständige Bebauung vorgesehen. Eine Initiative Berliner Zeitungen verhinderte jedoch den Verlust der gesamten Grünfläche. Etwa die Hälfte des Areals konnte als Park bewahrt werden. Im Zuge dieser Entwicklung erhielt die Anlage am 21. November 1911, anlässlich des 100. Todestages von Heinrich von Kleist, ihren heutigen Namen: Heinrich-von-Kleist-Park.
Im Park befindet sich das Kammergerichtsgebäude, das heute das Oberlandesgericht des Landes Berlin ist. Eine Gedenktafel am Eingang des Kleistparks erinnert daran, dass in diesem Gebäude der Volksgerichtshof die Urteile gegen die Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 fällte. Der reguläre Sitz des Volksgerichtshofs war im ehemaligen preußischen Abgeordnetenhaus in der Prinz-Albrecht-Straße 5.
Vor dem Kammergerichtsgebäude im Kleistpark stehen die beiden Bronzeplastiken Rossebändiger des russischen Bildhauers deutschbaltischer Herkunft Peter Clodt von Jürgensburg. Ursprünglich wurden sie 1844 vor Portal IV des Berliner Schlosses aufgestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg gelangten sie 1945 in den Kleistpark. Im Zuge des Wiederaufbaus des Schlosses wird seit einigen Jahren über eine Rückkehr der Plastiken an ihren ursprünglichen Standort diskutiert.
Besonders markant sind die Königskolonnaden am Eingang des Kleistparks. Die beiden Säulengänge entstanden in den Jahren 1777 bis 1780 nach Entwürfen von Carl von Gontard. Ursprünglich schmückten sie die Königsstraße – die heutige Rathausstraße – in Alt-Berlin. Im Zuge der Umgestaltung des Stadtzentrums wurden die Kolonnaden 1910 abgetragen und in den Heinrich-von-Kleist-Park nach Schöneberg versetzt. Am ursprünglichen Standort entstand anschließend ein Büro- und Geschäftshaus.
Ob Rossebändiger oder Königskolonnaden – in Berlin ist selbst Stein und Bronze selten am ursprünglichen Platz, doch im Kleistpark finden die Versetzten immerhin eine neue Heimat.
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich-von-Kleist-Park (31.8.2025).
https://de.wikipedia.org/wiki/Kammergericht (31.8.2025).
https://www.gedenktafeln-in-berlin.de/gedenktafeln/detail/volksgerichtshof/2111 (31.8.2025).
https://de.wikipedia.org/wiki/Rossebändiger_(Berlin) (31.8.2025).
https://de.wikipedia.org/wiki/Königskolonnaden (31.8.2025).















